Thursday, March 30, 2006

Berliner Schule sendet Hilferuf wegen ausufernder Gewalt


Die Rütli-Hauptschule im Berliner Stadtbezirk NeuköllnFoto: dpa



Mit einem dramatischen Hilferuf hat eine Berliner Hauptschule an den Berliner Senat appelliert, ihr Gewaltproblem zu lösen. Die von Schülern ausgehende Gewalt sei nicht mehr kontrollierbar.

Berlin - Die Lehrer der Rütli-Schule im Problemviertel Neukölln würden mit Gegenständen beworfen oder gar nicht wahrgenommen, einige Kollegen gingen nur noch mit Handy in den Unterricht, um notfalls schnell Hilfe anfordern zu können, heißt in einem Brief an die Senatsverwaltung für Bildung. Die Lage an der Schule sei geprägt von Zerstörung, Gewalt und menschenverachtendem Verhalten auch Lehrern gegenüber. „Wir sind ratlos“, schreiben die Pädagogen. Weniger als 20 Prozent der Jugendlichen an der Rütli-Schule sind deutscher Herkunft.
Die Leiterin ist seit Jahresanfang krank, für die Stellvertretung fand sich bislang niemand. „Wir müssen sehen, wie wir das Schulleiterproblem lösen“, sagte ein Sprecher von Schulsenator Klaus Böger (SPD). Er widersprach aber der Darstellung, die Schule strebe wegen des Gewaltproblems eine Auflösung an. Vielmehr gehe es dem Kollegium darum, die Schulform Hauptschule zu überdenken. Der Schulsenator selbst wollte sich zu dem Thema äußern.

In Berlin wird seit längerem darüber diskutiert, wie arabisch- und türkischstämmige Jugendliche besser integriert werden können. An der Rütli-Schule ist dieses Problem nach dem Bericht besonders drastisch: „Die Araber haben das Sagen und unterdrücken die Türken“, sagte eine ehemalige Lehrerin dem „Tagesspiegel“. Sie selbst habe das Gefühl, an der Schule würden „Kriminelle und Terroristen“ großgezogen.
Alarmiert durch den Hilferuf der Schul hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterdessen langfristig die Abschaffung aller Hauptschulen gefordert. „Das sind die Schulen der Gescheiterten“, sagte Norbert Grundacker, GEW-Fachgruppenleiter für Hauptschulen in Berlin. „Da hilft es nicht, nur ein bißchen herumzuflicken - wir kommen um die Abschaffung der Hauptschulen an sich wahrscheinlich nicht herum.“
Die Berliner FDP hat angesichts der Gewaltproblematik ein Sofortprogramm vom Senat gefordert. Es müßten entschlossen Grenzen aufgezeigt werden, sagte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Mieke Senftleben. Während der Krise müsse die Polizei täglich die Schüler auf Waffen und Handys kontrollieren. Auffällige Schüler und deren Eltern sollten zu Kursen in Zusammenarbeit mit Polizei, Pädagogen und Jugendrechtshäusern verpflichtet werden, heißt es weiter. WELT.de

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