Sunday, November 18, 2007

Deppenschmodder - Über Jockel Fischers Autobiographie

Foto: Joschka Fischer alias Max Brym und Erich Rathfelder. Waffen sponsored by Georges Soros

„Die dramatischen Ostertage hatten mich emotional alles andere als kalt gelassen, und ich war innerlich gleichermaßen entsetzt wie wütend über Milosevics verbrecherische Politik und ihre für alle sichtbaren Folgen“, brumm-schrummdibumm, nichts läßt den Jockel emotional und emotionell kalt, da wird er innendrin so richtig entsetzlich wütend, denn „die Kontaktgruppe...hatte sich als Sackgasse erwiesen“, wo nicht als Einbahnstraße oder Parkhaus –was den doch eigentlich ganz wachen Nils Minkmar von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung dazu gebracht hat, diesen selbstverliebten, an Ordinärephitheta wie „extrem“, „dramatisch“ und „fundamental“ aufgehängten Deppenschmodder („ Ich hatte den Tag über in Paris verbracht...Den Rest des Karfreitags verbrachte ich am Telefon: Abstimmung mit dem Amt über die weitere Vorgehensweise, mehrfache Telefonate mit dem Bundeskanzler, mit Rudolf Scharping, Otto Schily, Madeline Albright, Javier Solana, Außenminister Dimitrov, so ging das Stunde um Stunde“) für ein „ebenso politisch wie erzählerisch ernstzunehmendes Buch“ zu halten, weiß der Herrgott allein, der’s am Ende aber auch nicht weiß angesichts der Maßlosigkeit der Obszönitäten:“Da saß ich nun im Allerheiligsten der NATO, im Saal des Rates, war deutscher Außenminister, führte Krieg und hatte Geburtstag!“ – da ist die Ironie schlicht überfordert, das ultimative Karriereerlebnis des „gar zu unglaublich vom Glück übersäten Dummbauern" (noch mal Henscheid) auch nur im Ansatz zuzudecken, dessen primitive Poseurs- und Aufsteigercharakteristik aus dem altersweis – müden Umschlagfoto genauso blöde dampft wie aus den vielen falschen Plusquamperfekten („ Das Treffen unterstützte die westliche Verhandlungslinie in Rambouilett, verstärkte die Geschlossenheit der EU und war deshalb überaus nützlich gewesen“), dem krampfigen Schriftdeutsch, das immer „gleichwohl“ statt „trotzdem“ sagt, wie überhaupt der ganzen lächerlichen Gravitas:
„Aber bei geheimen Kanzlerwahlen hatte man durchaus schon Pferde kotzen sehen, wie man im Deutschen zu sagen pflegt“ – dass ein solcher Simpel einen denkbar verwickelten und durchaus „multilateral“ (Jockel) befeuerten Konflikt wie den auf dem Balkan nur mit der allersimpelsten Erklärung Milosevic = Hitler =Auschwitz = Krieg beikommen durfte (weswegen der Name des kroatischen Faschisten und Ethno – Saubermanns Tudjman im Kriegsbericht auch kein einziges mal auftaucht) und also „unsere Soldaten“ (Jockel) wie, schlimmer noch, serbische Zivilisten dem „eisenharten“ (ders.) Strategentrio Schröder-Scharping-Jockel auf Verderb ausgeliefert waren, daran müsste Hegel noch im Grab irre werden; auch wenn, nachdem das Bomben zu Ende war, „die diplomatische Schiene nunmehr zielorientiert angegangen wurde“ (ebd.), und dass diesem Sprachmonster und Unmenschen der legendäre Bielefelder Farbbeutel damals nicht zielorientiert in die Fresse geflogen ist, muß dann doch noch mal bedauert werden.
Man darf für den Weg des Joseph Martin Fischer nach ganz oben allerdings nicht allein „unser Land, Deutschland“ (Jockel) verantwortlich machen, denn im Ausland (von Serbien evtl. abgesehen) wissen sie’s ja nicht besser und ästimieren die längst durch keine reklamewirksamen Gewissensqualen mehr gebremsten Macht- und Großmachtambitionen des „hoffnungslosen Romantikers“ (Jockel, früher mal) mit „Grunewald-Villa“ (Bunte), die sich neuerdings bzw. mal wieder gegen Russland richten: „Der Kosovo ist der Testfall für eine europäische Außenpolitik“, so Fischer lt. Süddeutscher Zeitung.

Wenn es in einer Autobiographie hohl klingt, kann das allemal am Schwachkopf liegen
Ein Schlußstrich von Stefan Gärtner

Auszüge aus titanic-11-2007
Über „Die rot – grünen Jahre“ von J. Fischer, Kiepenheuer und Wisch

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