Sunday, January 24, 2010

Blutige Praxis, nicht gedankliche Schrulle

von Stephan Grigat
Man vergegenwärtige sich nur nochmals einige der Reaktionen auf die islamistische Mobilmachung im Rahmen des Karikaturenstreits – eines Streits, in dessen Verlauf immerhin öffentlich in europäischen Metropolen nichts Geringeres als ein zweiter Holocaust gefordert wurde. Hannes Swoboda, Europaparlamentarier der SPÖ, verlangte angesichts solcher Ereignisse nicht etwa eine schärfere Verurteilung solcher Vernichtungsfantasien und -drohungen, sondern verlautbarte, der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hätte „klarer Respekt für den Islam zeigen sollen“. Carla Baghajati, die Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, formulierte ganz unumwunden eine Drohung, als sie in einem „Standard“-Kommentar schrieb: „Es wäre ein fataler Mechanismus, wenn erst Aggressivität ein Nachdenken bewirkt, während friedliche Initiativen ohne Öffentlichkeit bleiben.“ Ganz ähnlich äußerte sich Mohamed Mahmoud, Obmann der Islamischen Jugend Österreich: „Jugendexperten in Österreich haben vor ähnlichen Gewaltausbrüchen, wie sie auch in Paris und Berlin stattfanden, gewarnt. Es liegt in der Hand der Regierung, solche Gewaltausbrüche zu verhindern.“ Damit wird deutlich ausgesprochen: Entweder die staatlichen Institutionen geben den Forderungen unseres Vereins mehr nach, oder es gibt Rabatz. Mit solch einer Strategie hat man nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa Erfolg, wo große Teile der Linken die Kritik am Islam per se für rassistisch halten, während einige Konservative sie zur Wiederbelegung jenes christlichen Glaubens verwenden wollen, der philosophisch bereits seit 200 Jahren erledigt ist.
Die etablierte Linke überlässt die Kritik des Islam den Fremdenhassern von rechts, anstatt eine an Emanzipation, Aufklärung und Humanismus orientierte Kritik an der islamischen Menschenzurichtung zu formulieren. So gesehen ist es auch gar nicht verwunderlich, dass nach dem Mordanschlag auf Kurt Westergaard quer durch Europa die Medien ihren Lesern und Zusehern zwar von den „umstrittenen Karikaturen“ des dänischen Zeichners berichteten, sich aber kaum eine führende Zeitung traute, seine Abbildung Mohammeds samt Bombe im Turban, die nach tausenden jihadistisch motivierten Attentaten in den letzten Jahren ebenso naheliegend wie in ihrer Kritik zurückhaltend ist, nachzudrucken.
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