Wednesday, June 26, 2013

Islamisten entziehen spanischen Eltern Adoptivkinder

Wie fühlt es sich an, jedes Wochenende nach Marokko zu reisen, um sein Adoptivkind in einem Waisenhaus zu besuchen – mit kaum einem Funken Hoffnung, es mit nach Hause nehmen zu dürfen? Diese Frage können rund einhundert europäische Adoptiveltern beantworten, denen in dem Land ein Waisenkind vermittelt wurde und denen nun die Ausreise mit dem Kind in ihre Heimatländer erschwert wird. Susana Ramos (46), Psychotherapeutin aus Madrid ist eine der Betroffenen und steht am Rande der Verzweiflung. Sie will einen achtzehn Monate alten Jungen aus dem Waisenhaus Lalla Meryem in Rabat adoptieren. Bereits kurz nach seiner Geburt wurde er ihr in die Arme gelegt und versprochen. Das war im Januar 2012. "Es war vom ersten Moment an eine enge Bindung da, das war unglaublich", erinnert sie sich. Said* ist eines von etwa 24 Kindern, die täglich in Marokko in einem Waisenhaus abgegeben werden. In dem nordafrikanischen Land werden nur verheiratete Frauen als "legale Mütter" angesehen, Schwangere ohne Ehemann werden oft von ihrer Familie verstoßen. Aus diesem Grund werden in marokkanischen Waisenhäusern besonders viele Neugeborene abgegeben – über 6000 pro Jahr. In den vergangenen Jahren reisten viele Spanier, die ein Kind adoptieren wollten, nach Marokko. Allein 2011 brachten sie rund 250 Kinder mit in ihre Heimat. Das nordafrikanische Land ist nicht weit von Spanien entfernt und vermittelt Susana Ramos ein Gefühl der Vertrautheit. "Es gibt keine so großen Unterschiede zwischen unseren Völkern. Ich sehe hier sehr viele Leute, die meinem Vater ähnlich sehen. Und der stammt aus Granada", sagt Susana Ramos. Doch im Herbst 2012 wurden plötzlich alle laufenden Adoptionsverfahren für Ausländer unterbrochen. Davon betroffen sind neben Spaniern auch Antragsteller aus Frankreich, Belgien, Großbritannien, den USA und Australien. Ein Rundschreiben des marokkanischen Justizministeriums Mustafa Ramid vom September 2012 empfahl den Staatsanwälten des Landes, die Verfahren für Nicht-Residenten zu stoppen. Die 23-Jährige Marokkanerin Anima arbeitet in einem ehrenamtlichen Kindergarten, den Kinder unverheirateter marokkanischer Mütter besuchen Foto: REUTERSDie 23-Jährige Marokkanerin Anima arbeitet in einem ehrenamtlichen Kindergarten, den Kinder unverheirateter marokkanischer Mütter besuchen Schließlich sei nicht garantiert, dass die Kinder im Ausland nach dem islamischen Glauben erzogen würden. Er brachte deswegen eine Gesetzesinitiative auf den Weg, die vorsieht, dass künftig nur noch Ehepaare adoptieren dürfen, von denen ein Partner die marokkanische Staatsbürgerschaft besitzt.
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