Friday, August 16, 2013

AgitProp gegen Israel: Ergänzung zur Desinformations-„Berichterstattung“ der ARD

Die vorgestrige Desinformation der ARD fing schon im “Morgenmagazin” (moma) an. Dort wurde ein Beitrag anmoderiert, der einzig Israel anführte: “Siedlungsbau”, Freilassung, Angriff auf “angebliche” verdeckte Raketenabschussstellungen – und das Ganze dann als widersprüchliche Signale und Provokation bezeichnet.
Was fehlte: Die Raketen auf Israel (weshalb der Luftangriff überhaupt stattfand), die Hetze in den “Palästinenser”-Gebieten, “Widersprüchliches” seitens der Araber.
Der eigentliche Beitrag (von Ellen Trapp) geht dann auch direkt „richtig“ los:
Überall ist die israelische Flagge zu sehen. Ich bin hier in Ostjerusalem, auf dem Ölberg, und hinter mir ist eine der ersten israelischen Siedlungen zu sehen und das ist eines der Streitthemen, das den Frieden im Nahen Osten so unmöglich macht.
Alles klar? Natürlich: Der (so ziemlich?) einzige Schuldige steht vom ersten Augenblick an fest. Israel. Siedlungen. Frieden unmöglich.
Weiter Frau Trapp:
Ich frage mich: Was können die Friedensverhandlungen, die hier heute beginnen, bewirken? Können sie Palästinenser und Israelis wirklich zusammenbringen? [Sie nimmt auf dem Markt ein verpacktes Spielzeuggewehr in die Hand.] Nach Jahrzehnte langem Hass und Krieg? Ich bin in Jerusalem. Hier prallen die Fronten besonders heftig aufeinander. [Zwei Grenzpolizisten auf Posten werden gefilmt.] Die Israelis beanspruchen die Stadt – die GANZE Stadt für sich. Die Palästinenser wollen Ostjerusalem zu ihrer Hauptstadt machen. Das will auch Omar Yussef. Er ist Palästinenser, aber er arbeitet als Stadtplaner und lebt im Ostteil der Stadt. Er sagt: Die Juden, die machen ihm das Leben schwer. [Sie geht mit ihm mit vorgehaltenem Mikrofon durch eine Altstadtgasse.] „Ein provokativer Beispiel ist dieses Haus zum Beispiel. Man sieht, eine Etage, die obere Etage, ist mit Siedler [4 israelische Flaggen sind dort angebracht] und das sind keine normale jüdische Israelis, die mit die Leute wohnen… Das ist schon Siedler, die fanatisch sind, die extremistisch sind. Und wohnen sie manchmal zwischen die Leute und das ist in sich eine Provokation.“
Merke: Normale jüdische Israelis halten sich von Arabern fern, wie es sich gehört. Juden zwischen Arabern ist verboten, provoziert. Solche Juden sind fanatische Extremisten.
Ich kann Yussef verstehen. Israelis ziehen nach Ostjerusalem, aber andersherum ist es nicht möglich.
Wirklich? Warum wohl? Könnte es sein, dass die Dame keine Ahnung hat? Araber, die einen israelischen Ausweis haben, weil sie in Jerusalem leben, können in ganz Jerusalem leben. Wenn sie sogar die israelische Staatsbürgerschaft haben/beantragen, dann können sie sich überall in Israel niederlassen. Was ist mit einem Israeli, der sich irgendwo in den PA-Gebieten niederlassen will? Schonmal darüber nachgedacht? Ach nee, sie versteht ja Yussef: Juden bei Arabern ist Provokation, fanatisch, extremistisch. Geht gar nicht.
Viele Palästinenser leben in Armut. Sie haben keine Arbeit. Mir scheint, sie sehen sich oft in einer Opferrolle. Omar Yussef zeigt mir eine Stelle am Rande der Stadt, die ihn bis heute tief traurig macht: Die Mauer. Fast neun Meter hoch. Auch mich erschlägt die in Beton gegossene Kriegserklärung. Sie trennt Menschen voneinander. Trotzdem: Für Yussef gibt es keine Alternative. „Jetzt die einzige Sache, die mich überzeugt, dass diese Verhandlungen reden über neun Monate. Nach neun Monate, wenn nichts passiert, ich sehe auch kein Grund für die PA zu existieren.“
Keine Ahnung, was „trotzdem keine Alternative“ mit der Existenz der Mauer zu tun hat. Warum diese Mauer existiert, wird auch nicht gesagt – sie ist keine Kriegserklärung, sie ist der verzweifelte Versuch den Massenmord an Juden zu stoppen – und der Terror, der ist eine Kriegserklärung. Eine Kriegserklärung der Palästinenser an Israel. Aber diese Information muss fehlen, damit der richtige Eindruck erzielt wird.
Die PA ist die Palästinensische Autonomiebehörde. Und die Einschätzung Yussefs lässt mich ratlos zurück. [Der Araber geht links aus dem Bild, die Reporterin sitzt „verloren“ vor der Mauer.] Neun Monate wollen alle Parteien verhandeln, dann würden die Menschen hier ohne Mauer friedlich nebeneinander leben? Für mich heute unvorstellbar. [Zaun und Stacheldraht auf der Mauer.]
Ich gehe auf die andere Seite der Stadt [zu sehen in der Fußgängerzone Mamilla beim Jaffa-Tor], nach Westjerusalem. Keine alten Steine, keine Geschichte. Stattdessen moderne Läden.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – bzw. ansehen: Die Frau sucht sich die jüngste Fußgängerzone „West“-Jerusalems, in der es fast ausschließlich Nobelboutiquen und entsprechend hochwertige Läden gibt, um das als Alltagsleben hinzustellen und der vorher kolportierten „Armut der Palästinenser“ gegenüberzustellen. Ist das Berichterstattung? Nein, das ist tendenziöse Propaganda: Hier die armen Palästinenser, die nichts haben, da die reichen Juden, die sich alles nehmen!
Dazu dann noch der Satz von „keine alten Steine, keine Geschichte“ – heißt: die Juden haben hier nichts verloren, denn sie sind, im Gegensatz zu den Arabern, geschichtslos; Neulinge, Kolonisatoren, die sich aneignen, was ihnen nicht gehört.
Ich bin mit der Israelin Laura Warton verabredet. Die Amerikanerin lebt seit 25 Jahren hier…
Nun, jedenfalls nicht in der Mamilla. Hätte sie sie nicht in ihrem Viertel besuchen können? (Vielleicht wollte die Israelin das aber auch nicht.)
… und sitzt im Stadtparlament. Ich möchte wissen, wo sie eine Chance zum Frieden sieht, aber mir wird schnell klar: Wenn es um die Verteidigung ihres Landes geht, gibt es für sie keinen Verhandlungsspielraum.
Von Verhandlungsspielräumen war bei Yussef nie die Rede. Eine entsprechende Wertung kam der Dame aus Deutschland natürlich nicht einmal ansatzweise, geschweige denn, dass sie ihn danach fragte. Kompromisse der Araber? Werden nicht einmal angedacht, weder von den Arabern noch von den Friedensbengeln der westlichen Journaille.
„Ich muss betonen, die meisten Israelis wollen keinen Krieg. Wir sind aber auch bereit zu kämpfen. Ich persönlich, mein Bruder und ich, wir würden die Grenzen verteidigen. Übrigens: Jeder von uns kennt jemanden, der verletzt wurde.“
Auf Nachbarn schießen, wenn es drauf ankommt? Ehrlich gesagt, besonders hoffnungsvoll klingt das nicht. Doch Laura Warton will meine Zweifel ausräumen. „Wir brauchen zwei Staaten, die anerkannt werden. Und wir müssen auf die Frage fokussieren, wie zwei Staaten Seit‘ an Seit‘ leben und nicht welcher Religion sie angehören.“
So wird das nichts mit dem Frieden. Beide Seiten wirken für mich so rigoros und kompromisslos.
Wirklich? Das scheint doch sehr dahin gesagt, um der Äquidistanz Genüge zu tun, denn von der Kompromisslosigkeit des Yussef hat sie nichts gezeigt. Der klagte nur, ohne dass sie auch nur ansatzweise hinterfragte, wie berechtigt und stimmig die Klagen sind. Von ihm war nichts zu hören von zwei Staaten, die sich gegenseitig anerkennen.
Um meine Eindrücke zu sortieren, suche ich Rat beim Pastor der Protestanten in Jerusalem. Denn mir scheint, das Wort „Kompromiss“ existiert weder für Israelis noch für Palästinenser.
[Der Pastor - hat der keinen Namen? Sie geht mit ihm auf die „Promenade“, von wo aus man einen schönen Blick auf den Tempelberg und den Ölberg hat.] „Man hat gerade gehört, dass eben wieder auch neue Siedlungen auch in Ostjerusalem gebaut werden sollen. Bei uns gegenüber der Kirche findet sich so ein Bau, der gerade fertiggestellt worden ist, der bezogen wird. Und da kann man von Kompromissen überhaupt nichts sehen.“
Der Herr Pastor passt in das, was die Reporterin haben will: Die Israelis bauen, da ist kein Kompromiss! Über die Araber hat der Mann nichts zu sagen:
Auch er bleibt nach all den Jahren skeptisch, dass Israelis und Palästinenser zueinander finden. „Ja, man hat den Eindruck, es ist ein Spiel, das gespielt wird, seit vielen Jahren, und dass immer wieder neue Verhandlungsrunden eingeläutet werden und letztlich nichts dabei rauskommt. Also wenn man einen realistischen Blick auf die Situation hier hat, dann hat man nicht viel Hoffnung, dass diese Verhandlungen innerhalb von neun Monaten zu einem Erfolg führen werden.“
Ich würde mir gerne etwas Hoffnung bewahren, aber das ist schwer bei alledem, was ich heute gesehen und gehört habe. Es bleibt dieses ewige Kräftemessen der Religionen, ein Taktieren der Großkopferten mit vielen Worthülsen. Dabei bin ich mir sicher, dass viele hier nur eins wollen: [Sie betritt einen T-Shirt-Laden in der Altstadt und zeigt auf ein graues Teil: „I want a peace.“] Frieden. [Ihr wird eins in Gelb gedruckt.] Der Händler dabei: „5 Sekunden, dann gibt es Frieden.“
Trapp: Wenn es immer so einfach wär, Frieden zu schaffen. Ich bin nach all dem, was ich gehört und gesehen habe, sehr skeptisch. Aber ich lasse mich gern in neun Monaten eines Anderen belehren.
Was sagt dieser Bericht dem Zuschauer? Zwar hat Frau Trapp von Kompromisslosigkeit auf beiden Seiten geredet. Gezeigt hat sie sie nicht. Jeder Zuschauer dürfte zu dem Schluss kommen, dass allein Israel schuldig ist, denn angebliche Kompromisslosigkeit wird nur hier „belegt“; etwas, das den Frieden begünstigen könnte, die Aussage der Stadträtin, dass man zwei Staaten braucht, die sich gegenseitig anerkennen, wird zu Kompromisslosigkeit und Friedensunwillen umgedeutet. Alle Fehlinformationen zu den Siedlungen als Übel und Grund werden runtergebetet, gerade vom Pastor, der von „neuen Siedlungen auch hier in Ostjerusalem“ [er steht dabei in „West“-Jerusalem!] faselt, obwohl es keine neuen Siedlungen gibt, sondern nur die Planungsbürokratie für neue Wohnungen in lange bestehenden „Siedlungen“ begonnen wurden.
Frau Trapp und ihre Redaktion sind Heuchler. Sie geben vor neutral zu sein. Sie reden sogar ein wenig in dieser Richtung, auch wenn ich den Eindruck habe, dass das vorgeschoben ist. Was sie dazu liefern, zeigt aber ganz klar, wem hier die Schuld zugeschoben wird und wer der einzige Negativaspekt ist: Israel. Niemand sonst.
 
Heplev

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