Sunday, October 26, 2014

Der Vernünftige: Moshe Yaalon im Interview

Eine Freundschaft, heißt es manchmal, werde erst dann zu einer besonders engen, zeichnet sie sich durch Kritik aus, vielleicht gar lauten Streit. Stimmt das, haben der israelische Finanzminister Yair Lapid und der sozialdemokratische Oppositionsführer Isaac Herzog etwas gründlich mißverstanden, wenn sie einen miserablen gegenwärtigen Zustand der amerikanisch-israelischen Beziehungen beklagen.
Mieden in der vergangenen Woche amerikanische Offizielle den Kontakt zu Moshe Yaalon, dem Verteidigungsminister der jüdischen Demokratie auf US-Visite, erwiderte der jedenfalls diese Belege engster Verbundenheit mit einem in der Tat spannenden Interview, das die Washington Post am Wochenende veröffentlichte. Darin erklärt er der amerikanischen Außenpolitik, welche Fehler sie im Nahen Osten macht.
Als Fehlschluß weist er die Annahme zurück, der Konflikt zwischen Israel und “palästinensischen” Terroristen lasse sich durch territoriale israelische Zugeständnisse lösen: “We disengaged from the Gaza Strip to address their territorial grievances. They went on attacking us.” Die Ursache des Konflikts sei vielmehr die arabische Weigerung, sich mit jüdischer nationaler Selbstbestimmung abzufinden.
“The conflict is about the existence of the Jewish state and not about the creation of the Palestinian one. Any territory that was delivered to them after Oslo became a safe haven for terrorists.”
Und tatsächlich: Überlegungen Ägyptens, rund 1.600 Quadratkilometer eigenen Territoriums für eine Vergrößerung Gazas bereitzustellen, wies Ramallah brüsk zurück. “According to the plan, the territory would serve as a Palestinian state under the complete control of the PA.” In dem Gebiet hätte das “Rückkehrrecht” angeblicher “palästinensischer Flüchtlinge” verwirklicht werden können.
Mit der Begründung, “it’s illogical for the problem to be solved at Egypt’s expense”, weigerte “Palästinenserpräsident” Abu Mazen sich, das ägyptische [!] Angebot auch nur zu erwägen. Er machte damit deutlich, wie richtig Moshe Yaalons Analyse ist: “The core of the conflict is their reluctance to recognize our right to exist as a nation state of the Jewish people – whether it is Abu Mazen or his predecessor Arafat.”
Äußerte US-Außenminister John Kerry kürzlich die Vermutung, der Konflikt zwischen “Palästinensern” und Israel erleichtere IS-Terroristen die Rekrutierung neuer Anhänger, widerspricht Moshe Yaalon: “ISIS is a new phenomenon, originating from al-Qaeda.” Von Reisen europäischer Jihadisten nach Gaza zur Unterstützung dortiger Islamisten ist denn auch in der Tat praktisch gar nichts zu hören.
Und so belegt das gesamte Interview, daß sich ein Ministeramt und Sachkompetenz nicht unbedingt ausschließen müssen. Deutet Moshe Yaalon schließlich an, ein zukünftiger “palästinensischer” Staat könne nur als ein demilitarisierter entstehen, ist das ein Angebot, das in Ramallah wie in Washington nicht auf taube Ohren stoßen sollte. “We don’t want to govern them”, gibt sich Moshe Yaalon verhandlungsbereit.
 tw24

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