Tuesday, December 16, 2014

Cafe Lindt, Sydney: Nachrichtenvorhersage für die kommenden Tage

 
von Gerrit Liskow

Um Ihnen, sehr verehrte Leserinnen und Leser, die ebenso unerfreuliche wie überflüssige Mühe abzunehmen, die anlässlich der Geiselnahme im Café Lindt anstehenden Meldungen und Meinungen des deutschen Staatsfunks und seiner ihm angeschlossenen halbamtlichen Presseorgane zur Kenntnis zu nehmen, haben wir das vorweggenommen, was das deutsche Kommentartiat in Partei und Staat in dieser Angelegenheit vom Stapel zu lassen haben wird.
Betrachten Sie diesen Service bitte als unseren Dienst an Ihnen, unseren verehrten Kundinnen und Kunden, denn so können Sie sich weiterhin auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren, z.B. die Finanzierung von „Mehr Europa“ durch „sozial sinnvoll“ umverteilte Mehrarbeit (Stichwort: mehr Brutto vom Netto), oder mehr Fahrradfahren für den „Frieden“.
Die deutsche „Links-Partei“ wird heute Abend erklären, dass die Geiselnahme in Sydney „eine Reaktion auf die arrogante Außen- und Sicherheitspolitik der US-Regierung“ wäre, „für die der Westen nun die Quittung kassiert“. Ferner wird es aus dem Karl-Liebknecht-Haus tönen, dass „das Ganze“ sich durch mehr Sensibilität im Umgang mit Terror-Verdächtigen hätte vermeiden lassen können; ein Pseudo-Argument, dass die öffentlich-rechtlichen Medien bereits in der letzten Woche sehr erfolgreich in der Rubrik Anti-Amerikanismus platziert haben.
Sodann werden Inge Frauendeck-Höger MdB und ihr nahestehende „Journalisten“ (z.B. die Herren Blumenthal & Sheen) dieses Argument zuspitzen und verkünden, dass Israel wie immer an allem schuld wäre, und zwar an allem, wirklich allem. Denn wessen Schwanz wedelt mit dem Hund in Washington? Die ganz besonders „linken“ Schlaumeier wussten sowieso gleich, dass die Geiselnahme in Sydney eine „False-flag-Aktion, wahrscheinlich des Mossad“ ist und Judith Butler wird ihnen diesen Wahn „identitätspolitisch“ aufhübschen.
Die Redaktion der deutschen Tagesschau wird die Geiselnahme im Café Lindt in eine Kontinuität mit dem „Arabischen Frühling“ stellen und als neuerlichen Versuch der „anti-imperialistischen Selbstbefreiung unseres stolzen arabischen Brudervolkes“ verpacken – bevor pfiffige Praktikanten merken, dass die Tagesschau ihre „Islamismus-Analyse“ bei jenem Gründer der Moslembruderschaft abgeschrieben hat, der nebenbei auch ein leidenschaftlicher Verehrer des letzten deutschen Reichskanzlers war.
Das Heute-Journal wird einen „Nahost-Experten“ der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung vor die Kameras zerren, der zur besten Sendezeit erläutert, warum „wir“ dem islamistischen Terror nicht nur mit „Deutschland in Europa“, sondern vor allem mit der „Türkei in Europa“ begegnen müssen; Marietta Slomka und Claus Kleber werden dazu solange nicken, bis ihnen das Sauerkraut aus der Nase rutscht. In Ermangelung eines ernstzunehmenden Nahost-Experten tut es selbstverständlich auch der ehemalige Vorsitzende des Rundfunkrates des ZDF, Ruprecht Polenz, CDU.
Im Spiegel wird es einen vierteiligen Essay des jungen Augstein zu lesen geben, in dem dieser erläutert, dass es sich bei den Fans und Groupies des Islamischen Staates gar nicht um „richtige Moslems“ handelt. Auf den verbliebenen Absätzen seiner Karriere wird Herr Augstein sich dann bemühen, der Frage auszuweichen, warum sich die heiligen Kriegerinnen und Krieger dafür interessieren sollten, was die deutsche Journaille oder sonst irgendwer von ihnen denkt. Den Vorschlag, doch mal selbst an den Tigris zu reisen um den Damen und Herren vom Islamischen Staat beizubringen, warum sie „keine richtigen Moslems“ sind, wird Herr Augstein als plumpes Stammtischgeschwätz diffamieren ohne es in der Sache widerlegen zu können.
Die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre katholische Konkurrenz werden an das Evangelium des „Friedens“ erinnern und irgendwas von der anderen Wange murmeln. Die deutschen Pfadfinder werden daraufhin so viele „Friedenslichter aus Bethlehem“ verhökern wie noch nie. Gemeinsam werden diese drei Massenorganisationen öffentlich bekunden, dass der Herr Geiselnehmer nur etwas menschliche Nähe suchte, als er das Café Lindt betrat. Das kommt nur von der "sozialen Kälte", werden sie sagen, und davon, dass „unsere Gesellschaft sich nicht ausreichend um Integration bemüht“ und „Terroristen auf keine Weihnachtsfeier“ eingeladen werden: „Gerade in der traurigen und tristen Vorweihnachtszeit fühlen viele Menschen sich einsam und alleine“ - vor allem, weil auf der Südhalbkugel gerade der Hochsommer beginnt und der Islam so richtig scharf auf Weihnachten ist.
Die deutschen Grünen werden feststellen, dass es sich beim Islamischen Staat ab jetzt um ihren „natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die bedrohliche Klimapolitik des australischen Premierministers Abbott“ handelt. Ferner werden die deutschen Grünen die Geiselnahme im Café Lindt instinktsicher als ein Problem identifizieren, dass nur durch mehr Windmühlen, mehr Mülltrennung und „mehr Tempo beim Atomausstieg" nachhaltig zu lösen wäre. Denn dass für die Entstehung von ISL letztlich der menschgemachte Klimawandel verantwortlich wäre, beweist den Grünen „der Konsens von 97% aller WissenschaftlerInnen in der Klimafrage“ sowie die einschlägige „Forschung“ an der Universität East Anglia.
Was die bien-pensants des Kommentariats anlässlich der Geiselnahme in Sydney an opinions-chiques ausspucken werden oder nicht, bildet den zweiten Teil des großen HaOlam-Ideenwettbewerbes, zu dem wir Sie herzlich zur Teilnahme auffordern.
PS: Die britischen Sicherheitsdienste werden durch das Geschehen in Sydney ihre bereits am Freitag bekannt gewordene Dienstanweisung bestätigt sehen, dass Geiselnahmen sich verhindern lassen, indem die Ladies und Gentlemen von MI5 und MI6 in Interviews nicht mehr zu laut werden oder – bewahre! – mit der flachen Hand auf Tische und Wände schlagen.
 haolam

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