Wednesday, February 18, 2015

Schweiz: Muslim-Rapper Ensy «exekutiert» SVP-Politiker

 
Drei Männer in orangen T-Shirts knien vor dem Schweizer Rapper Ensy. Die Hände haben sie hinter dem Rücken verschränkt. Sie erinnern an IS-Geiseln, die in diesen Tagen hingerichtet werden. Hinter ihnen stehen zwei komplett maskierte Männer, bewaffnet mit einer Thompson-Maschinenpistole. Die Gefangenen tragen Pappmasken. Darauf prangen die Gesichter der SVP-Politiker Lukas Reimann und Oskar Freysinger sowie des Komikers und Islamkritikers Andreas Thiel. Im Hintergrund erklingt eine Melodie, die Dschihadisten oft in Gewaltvideos einsetzen. Darin wird der Koran rezitiert.Rapper Ensy beginnt im auf Youtube veröffentlichten Sketch die drei Männer zu verhören: «So, ihr drei Helden des Volkes. Wir verurteilen euch für eure Islamkritik. Ihr seid auf der schwarzen Liste der Terroristen und Radikalen gelandet. Wir sprechen euch der geistigen Brandstiftung schuldig. Ihr befürwortet mentalen Terror gegen den Islam.» (Ganzer Dialog siehe Box.) Nachdem die Männer sichtlich eingeschüchtert sind und der Rapper dazu aufruft, eine Bombe zu zünden, explodiert eine Tischbombe hinter den wimmernden Gefangenen. Mit dem Video konfrontiert, zeigt sich Lukas Reimann schockiert: «Das ist wirklich unglaublich.» Er prüft jetzt rechtliche Schritte. Schon in der Vergangenheit hatte der Rapper, der mit bürgerlichen Namen Ensar Abazi heisst, Reimann als «Arschloch» und Nazi beleidigt. Daraufhin hatte ihn Reimann angezeigt. «Wir haben einen Vergleich abgeschlossen, mit der Vereinbarung, dass Abazi sich öffentlich entschuldigt und mich nicht mehr beleidigt.» Besorgt zeigt sich Reimann insbesondere darüber, dass Abazi über eine grosse Anhängerschaft verfügt: «Jedes Mal, wenn er in einem Video wieder gegen mich hetzt, bekomme ich Dutzende Drohmails von 14-, 15-jährigen Muslimen aus der Schweiz. Eigentlich müsste ich schon tot sein.»SVP-Nationalrat Oskar Freysinger sieht das Ganze etwas entspannter: «Solange der Rapper nur von der Waffe Humor Gebrauch macht, dann habe ich mit diesem Film kein Problem. Ich heisse die Muslime herzlich willkommen im Land des Humors» Humor sei ein wichtiger Bestandteil unserer freien Gesellschaft. Freysinger hofft, dass mehr Muslime Humor hätten, dann hätte er auch weniger Probleme mit dem Islam. Saida Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam dagegen findet den Sketch primitiv: «Hier wird die Exekution demokratisch gewählter Politiker im Dshihad-Stil inszeniert. Das hat nichts mehr mit Satire zu tun, das ist Verharmlosung von Gewalt. Wie gross wäre die Empörung, wenn die Rollen umgekehrt wären und ein Christ drei Muslime als Witz in die Luft sprengen würde!» Keller-Messahli verweist auch auf Abazis Nähe zum Islamischen Zentralrat IZRS: «In seinen Interviews bietet er IZRS-Präsident Nicolas Blancho immer wieder minutenlang eine Plattform für seine radikalen Ideen.» Wenn jemand drei Mal hintereinander einen Salafisten einlade und ihm keine kritischen Fragen stelle, dann sei das ein klares Zeichen dafür, wo Abazi politisch und religiös stehe. «Indem Abazi die Schweizer Gesellschaft und deren politische Parteien ständig als islamfeindlich darstellt, trägt er dazu bei, dass der Graben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen grösser und bedrohlicher wird – ganz im Sinn des salafistischen IZRS.»
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