Tuesday, February 14, 2017

Von Juncker zu van der Bellen: Blamieren als Lifestyle?

 Blamieren als Lifestyle?
Anlässlich eines Amtsbesuchs des demokratisch nicht einmal fadenscheinig legitimierten EU-Chefs Jean-Claude Juncker war heute Alexander van der Bellen an der Reihe, sich nach allen Regeln der Kunst unbeliebt zu machen. Nicht, dass ihm das besonders schwergefallen wäre.


von Ramiro Fulano


Ich habe keine Ahnung von Österreich, liebe Leserinnen und Leser. Aber ich verstehe, dass es dem politischen und medialen Establishment der Alpenrepublik irgendwie gelungen sein muss, Alexander van der Bellen im zweiten Waschgang und weil der Kleber an den Briefumschlägen nicht gehalten hat (*hüstel) zum österreichischen Bundespräsidenten hochzubumsen.

Alexander van der Bellen spricht wie jemand, der jede Silbe genau 28-mal kaut, bevor er sie verschluckt. Zudem hat man dauernd den Eindruck, ein kleines, vorwitziges Insekt würde seine Fühler aus dem einen oder anderen Nasenloch strecken, wenn man Herrn van der Bellen lange genug auf seinen Dreitagebart guckt. Wahrscheinlich ist das eine optische Illusion, aber wie stellt der österreichische Bundespräsident das bloß an, frage ich mich. In jeder mittelgroßen Fußgängerzone könnte er sich damit seinen Lebensunterhalt verdienen und müsste dann nicht auf Kosten der Allgemeinheit leben.

Aber die Form war dem Inhalt durchaus angemessen, denn van der Bellen nutzte in seiner Pressekonferenz mit Juncker und dem österreichischen Bundeskanzler jede Gelegenheit, alle, die nicht seiner Meinung waren und meinen, die EU wäre nicht das Beste seit geschnittenem Brot, als „verrückt“ und „wenig intelligent“ zu beleidigen.

Das scheint aus berufenem Mund zu kommen, wenn man bedenkt, wie intelligent sich der von ihm geführte Staat im Rahmen der „schlimmsten Flüchtlingskrise seit dem zweiten Weltkrieg“ verhalten hat. Oder seine Justiz, die einem Minderjährigen unterstellt, er hätte nicht laut genug Nein gesagt, bevor er von ein paar „Refugees“ vergewaltigt wurde.

Selbstverständlich gibt es viele Senioren, die mit Mitte 70 mental und rhetorisch fit sind. Aber Bundeskanzler Kern von den Sozis blieb nichts Anderes übrig, als sich während der nicht enden wollenden Ausführungen van der Bellens während der Pressekonferenz betreten auf die Füße zu starren, als müsste er die Ösen für die Schnürsenkel zählen.

Währenddessen ließ der ökologisch-kontrollierte Bundes-Senior seine Seele weiter nach Herzenslust baumeln – vielleicht hatte er das Gefühl, dass ihm endlich mal jemand zuhört – und setzte zu gedanklichen Höhenflügen an, von denen einer abstruser wurde als der nächste.

Und damit weiter im Text. Denn nachdem van der Bellen im Match gegen die Brexit-Briten geklärt hatte, wer von beiden der „intelligentere“ war, spulte er eine der beliebten Durchhalteparolen der EU-Nationalisten ab: Man solle gefälligst kein „Schönwettereuropäer“ sein. Sondern der EU auch dann treu ergeben sein, wenn’s hagelt, stürmt und schneit.

Ob es die österreichischen Steuerzahler viele Euronen gekostet hat, bis ihr Präsi das auf einer dieser handelsüblichen grünen Papageienschulen auswendig gelernt hatte?

Ich muss sagen, die Schönwetter-Passage klang schon sehr nach preußischem Kadavergehorsam und germanischer Nibelungentreue und gar nicht nach österreichischer Lässigkeit und Wiener Schmäh, zwei der vorzüglichsten Charaktereigenschaften der Alpenrepublik.

Es klang alles sehr zackig und wirkte fast so, als ob der Anschluss ans Reichgebiet schon längst vollzogen war. Oder vielmehr so, als stünden die russischen Panzer dreißig Kilometer vor Wien und als müsste für den „Endsieg“ getrommelt werden, diesmal in der Ein-Euro-Variante: Frauen und Kinder zuerst an die Front.
Jean-Clown, pardon: Jean-Claude Juncker, ehemaliger Bürgermeister von Luxemburg, stand die ganze Zeit lang in der Mitte zwischen seinen beiden Leistungsträgern, hielt sich an seinem Rednerpult fest und lächelte wie Schmidts Katze, die den Wellensittich gefressen hat. Oder war er vielleicht einfach nur schon wieder betrunken?

Der Grünen-Präsi redete noch eine Weile weiter und Bundeskanzler Kern hatte anscheinend endlich ausgerechnet, dass er Schnürsenkel für zwölf Löcher brauchte, schließlich waren da sechs Löcher an jeder Lasche. Und schon ließ van der Bellen den nächsten Kracher vom Stapel: Es wäre „offensichtlich“, dass es keinem Land in Europa nach vollzogenem Anschluss ans Reichsgebiet der Brüsseler Beamtendiktatur „schlechter geht als zuvor“.

Ich muss sagen, das war die Stelle, an der ich ausgestiegen bin. Denn ich persönlich kann mich an ein Europa erinnern, in dem man auf den Weihnachtsmarkt gehen konnte, ohne überfahren zu werden, in dem man mit der Fähre von Calais nach Dover fahren konnte, ohne von „Refugees“ die Windschutzscheibe eingeschmissen zu bekommen, und in dem man auf dem Boulevard Richard Lenoir in Paris herumlaufen konnte, ohne durch menschliche Exkremente zu spazieren.

Und ich muss sagen, dass mir jenes Europa, an das ich mich erinnere, viel besser gefällt als das, was die EU angerichtet hat.

Aber wahrscheinlich wird Herr van der Bellen dazu sagen, dass es uns in der EU noch nie so gut ging, wie heute, und dass wir generell nicht wissen, was gut für uns ist. Denn weil wir „verrückt“ und „nicht sehr intelligent“ sind, wissen wir die vielfältigen Bereicherungen, die uns die EU in Form ihrer Zusammenbruchkrise beschert, nicht genug zu schätzen. Undankbares Pack, das wir sind.
Wozu ich sagen muss, dass ich mich kein bisschen „verrückt“ oder „wenig intelligent“ finde, weil ich mich an jenes Europa erinnern kann, das zwar ein paar Macken hatte, im Großen und Ganzen aber recht angenehm war – ob es Herrn van der Bellen nun passt, oder nicht.


Foto: Alexander van der Bellen (Foto: von Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria (IMG_8870) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons)
 http://haolam.de/artikel_28156.html

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