Gestern wurden die Ergebnisse einer
Studie veröffentlicht, die am Göttinger Institut für Demokratieforschung
erstellt wurde und deren selbsterklärtes Ziel darin besteht,
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland zu erklären
und Ursachen zu benennen. Wir haben schon gestern darüber berichtet,
dass es auf Grundlage von knapp 40 Interviews, die mit Personen in
Freital, Heidenau und Erfurt geführt wurden, nicht möglich ist, Aussagen
über Sachsen, Thüringen oder gar Ostdeutschland zu machen und
dargelegt, dass die Studie aus Göttingen Junk Science in Vollendung
darstellt.
Nun hat uns ein Leser darauf
hingewiesen, dass alles noch viel schlimmer sein könnte als gedacht: Auf
der Liste der Personen, die vom Göttinger Institut für
Demokratieforschung interviewt worden sein sollen, tauchen Namen von
Personen in bestimmten Positionen auf, die es nicht gibt.
Hier die Liste der Personen, die die Göttinger befragt haben wollen:
Nun gibt es im Stadtrat von Freital
keine Frau Laski, wie im Abschlussbericht der Göttinger behauptet und
einen Herrn Menke, mit dem die Göttinger ein Interview geführt haben
wollen, den gibt es im Stadtrat auch nicht. Von einem Herrn Dreier, der
Mitglied der Fraktion SPD/Grüne im Stadtrat Freital sein soll, ist im
Stadtrat Freital auch keine Spur zu finden. Dasselbe gilt für Herrn
Thiele, der Mitglied der Fraktion „Bürger für Freital“ im Freitaler
Stadtrat sein soll. D.h. alle Mitglieder des Stadtrats, mit denen
angeblich Interviews geführt worden sein sollen, sind im Stadtrat
Freital nicht Mitglied. Ob die entsprechenden Interviews erfunden wurden
oder die Mitgliedschaft im Stadtrat, warum auch immer nur behauptet
wurde, ist uns derzeit nicht bekannt.
Eine Erklärung dafür, dass sich Frau
Laski, Herr Menke, Herr Dreier oder Herr Thiele nicht im aktuellen
Stadtrat von Freital finden, könnte darin bestehen, dass die genannten
nach Neuwahlen ausgeschieden sind. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die
Laufzeit des Projekts, dessen Abschlussbericht u.a. auf den Interviews
mit den behaupteten Mitgliedern des Stadtrats Freital beruht, war von 2016 bis 2017.
Der derzeitige Stadtrat Freital ist seit 2014 im Amt. Insofern haben
die Göttinger offensichtlich Interviews mit nicht existenten Stadträten
geführt oder erfunden oder gefälscht.
Dass Interviews gefälscht wurden, dafür spricht die Tatsache, dass es in der Sächischen Landeszentrale für Politische Bildung keinen Herrn Reese als Mitarbeiter gibt,
wie von den Göttingern behauptet. Wie sie also ein Interview mit dem
führenden Mitarbeiter Reese geführt haben wollen, ist eine derzeit
offene Frage. Angesichts der Tatsache, dass Interviews mit Personen
geführt worden sein sollen, die es auf den angegebenen Positionen nicht
gibt, stellt sich die Frage, ob die Interviewpartner, die anonym bleiben
wollen, überhaupt vorhanden sind.
Ob hier Interviews erfunden wurden oder
Interviewpartner aufgewertet werden sollen oder schlicht eine neue
Variante der Fälschung wissenschaftlicher Arbeiten vorliegt, ist eine
Frage, die die Göttinger beantworten müssen. Wenn wir für die Junk
Science wie die Bundesbeauftragte 500.000 Steuereuro aus dem Fenster
geworfen hätten, wir würden sie als eine der ersten Fragen stellen.
Weitere Recherchen unseres Lesers „Herr Ernst“ weisen darauf hin, dass die Interviews schlicht erfunden sind:
Es gibt auch keine Frau Fröhlich im Stadtrat Heidenau. Auf der
Homepage kann man rechts oben die zwei vorhergehenden Stadträte
anschauen. Seit 2004 war niemand mit Namen Fröhlich Mitglied des Stadtrates.
Ebenfalls gibt es keine Frau Ackermann, die Mitglied des sächsischen Landtags wäre, egal bei welcher Fraktion.
Ob die Lokalredaktion Freital der Sächsischen Zeitung wirklich eine
Frau Decker beschäftigt hat, konnte ich bisher nicht herausfinden.
https://sciencefiles.org/2017/05/19/befragte-erfunden-bezahlt-bundesbeauftragte-fake-rechtsextremismusforschung/
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